Die USA wollen seit der Übernahme der globalen Vormacht nach dem Zweiten Weltkrieg Europa von Russland fernhalten, um die eigene Kontrolle über Eurasien auch in Zukunft zu sichern. Außerdem war eines der wichtigsten Ziele des Marshall-Plans die Schaffung eines Absatzmarktes in Europa für die Überproduktion der USA.
Claudio Grass ist Wirtschaftskommentator, Edelmetallberater in der Schweiz und Botschafter des “Ludwig von Mises Institute for Austrian Economics”, einer finanzpolitischen Bildungsorganisation mit Sitz in den USA. Das Institut ist nach dem prägenden Ökonomen der österreichischen Schule Ludwig von Mises (1881-1973) benannt.
Wenn Sie über das aktuelle Finanzsystem sprechen, verwenden Sie gerne das Synonym “Monopoly-Spiel”-System. Können Sie beschreiben, warum Sie gerade einen Vergleich zum Brettspiel ziehen?
Das heutige Finanzsystem funktioniert grundsätzlich wie Monopoly. Stellen Sie sich vor, Sie spielen die Bank und geben den Teilnehmern anstelle von 100.000 Spieleinheiten nun 200.000 Spieleinheiten. Was wird passieren?
Wir haben nach wie vor dieselbe Anzahl an Häusern, Hotels, Grundstücken etc., aber doppelt so viel Spieleinheiten zur Verfügung wie vorher. Dies führt einzig dazu, dass die Preise steigen werden, da jeder Spieler mehr einsetzen kann. Diese Entwicklung hat bereits der renommierte Ökonom Richard Cantillon vor 250 Jahren wie folgt beschrieben:
“Der Cantillon-Effekt bezeichnet in der Ökonomie den Effekt, dass sich eine Erhöhung der (Giral-)Geldmenge (Nettokreditvergabe) nicht automatisch gleichmäßig auf alle Bereiche einer Volkswirtschaft verteilt, sondern in Stufen, wobei manche Bereiche (insbesondere der Banksektor, andere staatsnahe Firmen, der Unternehmersektor und politisch begünstigte Gruppen) zuerst profitieren, während der Rest der Volkswirtschaft später folgt oder gar nicht von der Geldschöpfung profitiert. Verlierer im Prozess der Geldschöpfung sind diejenigen, bei denen das Geld gar nicht landet, die aber dennoch die wegen der kreditschöpfungsbedingten Inflation gestiegenen Preise zahlen müssen.”
Wenn das Finanzsystem, das auf das Bretton-Woods-System folgte, hauptsächlich den Interessen der USA dient, was veranlasste seinerzeit die westliche Welt, diesen Schritt mitzugehen?
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren die europäischen Länder froh, Kredite aus den USA für den Wiederaufbau zu erhalten. Gleichzeitig hatten die USA das Empire von den Engländern übernommen und stiegen zur Weltmacht auf. Ebenfalls zeichnete sich ab, dass der Kalte Krieg den Westen und den Osten trennen wird. Die Sowjetunion war damals keine Option für den Westen und mittels dieses Schritts festigten oder – in anderen Worten – erkauften sich die USA ihren Einfluss und die Kontrolle auf Westeuropa.
Was die meisten Menschen nicht wissen ist, dass der Marschall-Plan auch ein anderes Ziel verfolgte. Eines der wichtigsten Ziele des Marshall-Plans war auch die Schaffung eines Absatzmarktes für die Überproduktion der USA. Denn ein Großteil der Kredite musste für den Kauf von Industriegütern aus den USA verwendet werden.
Die Initiatoren dieses Plans wurden maßgeblich von einer Gruppe von einzelnen Industrieführern in den USA beeinflusst, die sich das Komitee für Wirtschaftlische Entwicklung nannten (Englisch: Comittee for Economic Development). Die Gründer waren führende Köpfe aus dem Umfeld der Stahl-, Automobil- und Elektroindustrie in den USA, die in der Vergangenheit bereits massiv durch den “New Deal” unter Präsident Roosevelt profitierten und sich quasi aufgrund der Einmischung der Regierung der USA eine goldene Nase verdienten.